Wie frei ist künstlerische Arbeit in der ökologischen Katastrophe? Was bedeutet klimagerechtes Schaffen für die individuelle und kollektive Kunstpraxis?
Im Dezember 2022 lud das KlimaKontor Schweiz eine 12-köpfige Gruppe aus Aktivist:innen und darstellenden Künstler:innen dazu ein, sich für ein intensives Wochenende zu verbinden, um gemeinsam künstlerische Freiheiten angesichts der Klimakrise zu reflektieren. Ziel war es einerseits, die Verbindungen zwischen Aktivismus und Kunst zu stärken und andererseits, erste Versuche zu wagen, anwendbare Transformationspraktiken für die Künste zu entwerfen.
Das Wochenende wurde schon einige Wochen zuvor mit der Veröffentlichung eines Open Calls eingeleitet. Der Teilnahmeaufruf richtete sich an Menschen, die vor dem Hintergrund der sich zuspitzenden Klimakrise ihre künstlerische und/oder aktivistische Praxis transformieren möchten. Da sich das KlimaKontor und wir als Organisierende eher im Kunstkontext verorten, forschten wir nach Möglichkeiten, mit dem Aufruf auch Menschen mit aktivistischen Praxen zu erreichen. Aus dieser Herausforderung entstand eine gezielte Bewegung nach aussen an die Peripherie der Künste, um neue Verbindungen zu schaffen. Schlussendlich kam eine diverse Gruppe von Aktivist:innen, Choreograph:innen, Schriftsteller:innen, Politiker:innen, Wissenschaftler:innen und Menschen, die sich zwischen mehreren dieser Felder verorten, zusammen.
Das Wochenende war strukturiert in Warm-Ups, Skillsharing, Input-Sessions, Diskussionen, Freiräumen, gemeinsamem Kochen und Essen und dem Erarbeiten von konkreten Ansätzen für Praxistransformation. Am ersten Tag haben wir ein gemeinsames Verständnis von Klimagerechtigkeit als Basis für den Rest des Wochenendes erarbeitet und uns danach mit Ideologien der Kunstfreiheit im Sinne von freischwebenden Künsten auseinandergesetzt. In einer dritten Session haben wir uns über Imaginationsübungen an erste Entwürfe von möglichen Methoden für die klimagerechte Transformation der Künste gemacht. Am zweiten Tag gab es einen Open Space, in dem Menschen in Kleingruppen oder alleine an Themen vom Vortag weiterarbeiteten. Am Sonntagnachmittag widmeten wir uns erneut der Entwicklung von Methoden und kamen zu ersten Ergebnissen:
-Eine Anleitung zur Stärkung der medialen Aufmerksamkeit von Strassenblockaden durch künstlerische Mittel und zur Deeskalation vor Ort
-Ein strategischer Plan zur Intervention bei einer nicht klimagerechten Kunstmesse durch fünf zeitgleiche Aktionen
Nach den intensiven zwei Tagen bleibt offen, ob es je zur Umsetzung dieser Pläne oder Anwendung der Methoden kommen wird. Was wären jetzt die Ergebnisse des Weekend Intensive? Wahrscheinlich keine konkreten Methoden, sondern viel mehr die entstandenen Verbindungen zwischen Menschen und die abgebauten Berührungsängste zwischen Aktivist:innen und Künstler:innen.
Um das Wochenende abzurunden, wurden alle Ressourcen, Inspirationsquellen und die Buchtitel des gemeinsamen Büchertischs zusammengetragen und den Teilnehmer:innen zur Verfügung gestellt. Entstandene Verbindungen und Ideen aus dem Wochenende wirken bis heute nach.