Das Kontor

KÜNSTLERISCHE VERHANDLUNGSRÄUME FÜR ZUKUNFTSGESTALTUNG

Im Laufe unserer Arbeit haben wir verstanden, dass die Klimakatastrophe von den Künsten nicht nur als Thema, sondern auch als «Dimension» verstanden werden muss. Wir fordern, dass mit der Erstellung von Inhalten deren Produktionsprozesse befragt und als Übungsfelder für ein «neues Miteinander von menschlichen und mehr-als-menschlichen Akteur*innen» gestaltet werden. (Barbara Ellenberger und Luzia Schelling)

DAS KLIMAKONTOR BASEL

2019 gründen Barbara Ellenberger und Luzia Schelling das KlimaKontor Basel. Es initiiert übergreifende, partizipative Kunst-Projekte, um nachhaltige, solidarische und innovative Antworten auf die Klimakrise zu entwickeln.   

Das KlimaKontor Basel trägt zu einem regionalen, gleichermassen utopischen wie konkreten Diskurs zur Zukunft des Planeten bei, der geprägt ist von Neugierde, Verantwortungsbewusstsein, Optimismus und Gestaltungsfreude.

Das KlimaKontor Basel ist keine weitere Basler Kulturinstitution, kein Festival, kein Thinktank, sondern ein rhizomatisch agierendes mobiles Büro. 

Das KlimaKontor Basel verbindet in künstlerischen Projekten Basler Kulturschaffende, Aktivist*innen, Wissenschaftler*innen, Institutionen und Unternehmen sowie Akteur*innen aus der Zivilgesellschaft. Ihre bestehende Praxis, Strukturen und Kompetenzen sollen neu vernetzt und so kombiniert werden, dass künstlerische Erfahrungs- und Verhandlungsräume zur Klimakrise entstehen. Dabei tritt das KlimaKontor als Komplizin von Kunstschaffenden und Institutionen auf, die möglichst weitgehend eigenverantwortlich agieren.

2022 starten Lena Schubert, Charlotte Mathiessen und Johann Otten ein Pilotprojekt: Das KlimaKontor Schweiz als Plattform für die Verbindung von darstellenden Künsten und der Klimagerechtigkeitsbewegung. Seit 2020 kuratiert es künstlerische Erfahrungs- und Vernetzungsräume für Kulturschaffende und Kulturinstitutionen, zivilgesellschaftliche Akteur:innen, Aktivismus und Forschung. Im Kontext der vorangeschrittenen Krise und der beginnenden grünen Transformation der Künste braucht es neue Formate: Es existieren bereits zahlreiche, fruchtbare Initiativen zur Reflexion betriebsökologischer Aspekte von Kulturbetrieben, doch fehlt es unserer Ansicht nach noch an einer Auseinandersetzung mit tiefgreifenden ästhetischen, dramaturgischen und ideellen Paradigmen, die einem künstlerischen Arbeiten in Kulturinstitutionen zugrunde liegen. Im Rahmen von KlimaKontor Schweiz entstanden im Herbst 2022 die Formate OPEN TALK und WEEKEND INTENSIVE.

HINTERGRUND

Die Klimakrise ist die fundamentale Herausforderung unserer Zeit, sie zwingt uns zur Veränderung unserer gesamten Lebensweise. Sie bedroht unseren Wohlstand, unsere Sicherheit, unsere Gesundheit, unser Leben. Die Menschheit, über alle politischen, kulturellen und ethnischen Grenzen hinweg, steht vor einer beispiellosen Herausforderung. Wie wir essen, uns fortbewegen, arbeiten, wohnen, wie wir uns als Spezies ausbreiten, wie unsere Wirtschaft funktioniert, welche Ziele Politik verfolgt und wie jeder einzelne von uns den Alltag gestaltet: Alles muss sich ändern — und das Zeitfenster dafür ist klein. Die akuten Krisen seit 2020, Pandemie und Krieg in Europa, zeigen die fatalen Folgen von fossiler Abhängigkeit und fortschreitender Zerstörung natürlicher Lebensräume und verstärken den Druck, grundsätzlich umzusteuern. Die Klimakrise ist nur scheinbar in den Hintergrund gerückt.

KUNST

Für den notwendigen Paradigmenwechsel im Denken und Handeln brauchen wir radikale Visionen. Weil Kunst die Chance bietet, in Möglichkeitsräumen zu agieren und noch nicht realisierte Strukturen spielerisch zu erproben, setzt das «KlimaKontor Basel» auf die spezifische Kraft von Kunst. Kunst lässt uns probeweise neue Welten erleben und mit allen Sinnen erfahren, sie gibt uns Ahnungen, wie wir uns in anderen Welten fühlen und verorten würden, wie wir alternativ handeln könnten, und wie Welten wären, die nach anderen Werten und Prinzipien gebaut sind. Damit kann sie uns Mut und Lust auf das Neue verschaffen, sie kann uns inspirieren, konfrontieren und herausfordern. So wird Kunst zur Kundschafterin, Impulsgeberin und Wegbereiterin in eine neue Welt, die wir real erschaffen müssen, wenn wir als Spezies überleben wollen. 

KONTORE

Kontore hiessen ursprünglich die internationalen Handelsniederlassungen hanseatischer Kaufleute (französisch: «Comptoir» = Zahltisch, Wechselstube). Auch das «KlimaKontor Basel» versteht sich als «Wechselstube», wo herkömmliche Narrative gegen neue Perspektiven ausgetauscht werden. Ein «Zahltisch», auf dem aufgezählt, erzählt und gesammelt wird, mit welchen Strategien wir den Klimakollaps vermeiden können. Als Kontor initiieren wir einen gesellschaftlichen Verhandlungsraum, in dem mit künstlerischen Mitteln — und das bedeutet: lustvoll und inspiriert — zukunftsorientierte Handlungsstrategien ausgelotet werden.